Es gibt zahlreiche Ansätze und Methoden zur Unternehmensbewertung. Einer der gängigsten Ansätze, insbesondere bei M&A-Transaktionen, ist die Verwendung von Multiples wie EBIT- oder EBITDA-Multiples. Diese Methoden haben sich als Best Practice etabliert, um den Unternehmenswert schnell und effizient zu ermitteln.

Doch wann ist es sinnvoll, bei der Unternehmensbewertung Umsatzmultiples anstelle von EBITDA-Multiples zu verwenden? Diese Frage ist insbesondere für bestimmte Branchen und Geschäftsmodelle relevant, die sich durch besondere Charakteristika auszeichnen. In diesem Blogpost soll untersucht werden, welche Szenarien und Unternehmensphasen eine Bewertung mit Umsatzmultiples rechtfertigen und welche Vorteile dieser Ansatz bieten kann.

Die richtige Wahl der Bewertungsmethode kann entscheidend für den Erfolg einer Transaktion sein und spiegelt oft die einzigartigen Eigenschaften und Perspektiven eines Unternehmens wider.

Grundlagen der Unternehmensbewertung

EBITDA-Multiples: Eine bewährte Methode

EBITDA-Multiples sind eine der gängigsten Methoden zur Unternehmensbewertung. Der EBITDA-Multiplikator basiert auf dem Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA). Dieser Ansatz ist besonders aussagekräftig, da er die operative Leistungsfähigkeit eines Unternehmens ohne den Einfluss von Finanzierungsentscheidungen und Steuereffekten aufzeigt. Der Unternehmenswert wird berechnet, indem das EBITDA mit einem branchen- und unternehmensspezifischen Multiplikator multipliziert wird.

Umsatz-Multiples: Ein alternativer Ansatz

Umsatz-Multiples stellen im Gegensatz dazu auf den Gesamtumsatz des Unternehmens ab. Hier wird der Unternehmenswert ermittelt, indem der Umsatz mit einem bestimmten Multiplikator multipliziert wird. Diese Methode kann insbesondere in Situationen vorteilhaft sein, in denen das EBITDA noch nicht aussagekräftig oder stabil ist.

Gegenüberstellung der beiden Ansätze zur Unternehmensbewertung

Während EBITDA-Multiples eine tiefer gehende Analyse der operativen Effizienz eines Unternehmens ermöglichen, erlauben Umsatzmultiples eine einfachere und oft frühzeitigere Einschätzung des Potenzials eines Unternehmens. Umsatzmultiples können insbesondere in Wachstumsphasen, in denen Unternehmen noch keine stabilen Gewinne erwirtschaften, aber bereits deutliche Umsatzsteigerungen vorweisen können, für die Unternehmensbewertung von Bedeutung sein.

Wann sind EBITDA-Multiples sinnvoll?

Stabilität und Reife des Unternehmens

EBITDA-Multiples eignen sich besonders für Unternehmen, die sich in einer stabilen und reifen Phase ihres Lebenszyklus befinden. In diesen Fällen ist das EBITDA ein guter Indikator für die finanzielle Gesundheit und die operative Effizienz des Unternehmens. Es ermöglicht eine fundierte Einschätzung der Ertragskraft, da es die wesentlichen operativen Erträge ohne Verzerrungen durch Zinsen, Steuern oder Abschreibungen darstellt.

Beispiele für Branchen, in denen EBITDA-Multiples üblich sind

Branchen, in denen EBITDA-Multiples häufig verwendet werden, sind beispielsweise das verarbeitende Gewerbe, der Einzelhandel und traditionelle Dienstleistungsbranchen. In diesen Branchen verfügen die Unternehmen in der Regel über etablierte Geschäftsmodelle und stabile Cashflows, die eine Unternehmensbewertung auf Basis des EBITDA sinnvoll erscheinen lassen. Diese Methode ermöglicht es Investoren und Käufern, die operative Ertragskraft unabhängig von unterschiedlichen Kapitalstrukturen oder steuerlichen Gegebenheiten zu bewerten.

E-Commerce-Unternehmen

Etablierte E-Commerce-Unternehmen eignen sich ebenfalls gut für eine Unternehmensbewertung mit EBITDA-Multiples. Diese Unternehmen verfügen in der Regel über einen festen Kundenstamm und stabile Umsätze, was das EBITDA zu einem verlässlichen Maßstab für die operative Effizienz und Ertragskraft macht. Die Fähigkeit, Gewinne zu erwirtschaften, ist für potenzielle Investoren besonders attraktiv, da sie eine klare Vorstellung von der Rentabilität und der finanziellen Gesundheit des Unternehmens vermittelt.

Wann sind Umsatzmultiples sinnvoll?

Wachstumsphasen und junge Unternehmen

Umsatzmultiples sind insbesondere für Unternehmen in frühen Wachstumsphasen sinnvoll. In diesen Phasen ist das EBITDA noch nicht repräsentativ, da junge Unternehmen oft hohe Investitionen tätigen und ihre operativen Kosten noch nicht vollständig gedeckt haben. Daher bietet der Umsatz eine bessere Vergleichsbasis. Ein gutes Beispiel hierfür sind SaaS-Unternehmen (Software as a Service), die sich durch schnelles Wachstum auszeichnen. Da diese Unternehmen häufig erst in späteren Phasen Gewinne erwirtschaften, kann der Umsatzmultiplikator eine bessere Einschätzung des zukünftigen Potenzials ermöglichen

Branchenspezifisch: SaaS- und Abo-Modelle

Unternehmen mit einem hohen Anteil an wiederkehrenden Umsätzen und einer hohen Skalierbarkeit, wie z.B. SaaS-Anbieter oder eCommerce-Unternehmen mit Abo-Modellen, profitieren besonders von Umsatz-Multiples. In diesen Geschäftsmodellen sind wiederkehrende Umsätze und langfristige Verträge häufig die Norm. Da solche Unternehmen häufig noch keine stabilen Gewinne erwirtschaften, ist das EBITDA unter Umständen nicht aussagekräftig. Umsatzmultiples berücksichtigen die langfristige Stabilität und Vorhersehbarkeit der Umsätze besser und sind daher für Investoren attraktiver.

Skalierbarkeit und Effizienz

SaaS- und Softwareunternehmen weisen häufig eine hohe Skalierbarkeit auf. Dies bedeutet, dass sie nach der anfänglichen Entwicklung ihrer Software zusätzliche Kunden ohne signifikante Zusatzkosten bedienen können. Umsatzmultiplikatoren berücksichtigen diese Skalierbarkeit, indem sie das Wachstumspotenzial und die zukünftigen Umsatzströme stärker gewichten. Unternehmen, die ihren Kundenstamm kontinuierlich durch wiederkehrende Umsätze erweitern, bieten ein stabileres und vorhersehbareres Umsatzmodell, das durch Umsatzmultiples besser abgebildet wird.

Langfristige Perspektiven und Marktpotenzial

Bei der Bewertung junger, wachstumsstarker Unternehmen können Umsatzmultiples auch die langfristige Marktposition und das zukünftige Ertragspotenzial besser widerspiegeln. Unternehmen in schnell wachsenden Märkten oder mit innovativen Geschäftsmodellen können ihre zukünftigen Wachstumschancen durch Umsatzmultiples besser zum Ausdruck bringen als durch aktuelle EBITDA-Zahlen, die möglicherweise noch nicht die tatsächliche wirtschaftliche Leistungsfähigkeit widerspiegeln.

Vergleich der Unternehmensbewertungsansätze

Vor- und Nachteile von EBITDA-Multiples

EBITDA-Multiples sind weit verbreitet und bieten ein klares Bild der operativen Leistungsfähigkeit eines Unternehmens. Ein wesentlicher Vorteil ist, dass das EBITDA die operative Rentabilität ohne Verzerrungen durch unterschiedliche Kapitalstrukturen und Steuersysteme zeigt. Dies macht Vergleiche zwischen Unternehmen derselben Branche einfacher und fairer. Ein weiterer Vorteil ist die Berücksichtigung von Skaleneffekten und betrieblicher Effizienz, die für reifere und stabilere Unternehmen relevant sind.

Ein Nachteil von EBITDA-Multiples ist jedoch, dass sie für Unternehmen in frühen Wachstumsphasen, in denen das EBITDA negativ oder sehr volatil sein kann, weniger geeignet sind. In solchen Fällen könnte diese Methode den wahren Wert und das Potenzial des Unternehmens nicht adäquat widerspiegeln.

Vor- und Nachteile von Umsatzmultiples

Umsatzmultiplikatoren hingegen sind besonders nützlich für junge, schnell wachsende Unternehmen und Branchen mit hohen Skalierungsmöglichkeiten, wie z.B. SaaS. Ein großer Vorteil ist die Einfachheit und die Möglichkeit, auch Unternehmen zu bewerten, die noch keine stabilen Gewinne erwirtschaften. Dies macht Umsatzmultiplikatoren zu einem nützlichen Instrument für die Bewertung des Marktpotenzials und zukünftiger Ertragsströme.

Es gibt jedoch auch Nachteile bei der Verwendung von Umsatzmultiples. Diese Methode berücksichtigt nicht die operative Effizienz oder die Kostenstruktur eines Unternehmens, was zu einer Über- oder Unterbewertung führen kann. Zudem ist der Umsatz allein nicht immer ein verlässlicher Indikator für die langfristige finanzielle Gesundheit eines Unternehmens.

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